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Das Unmögliche möglich machen

Als Torhüter der Mannschaft den Rücken frei halten und sogar als Schiedsrichter unparteiisch über Partien entscheiden: Gordon Wolter berichtet von seiner verspäteten „Fußballkarriere“.

Ich habe mich immer über mein Rheuma gestellt: Nicht das Rheuma bestimmt über mich, sondern ich bestimme mein Leben mit Rheuma. Erst mit 18 ermöglichte ich mir meinen Traum vom Fußballspielen und startete eine verspätete „Fußballkarriere“ als Torwart im Kleinfeldfußball. Von 2006 bis 2015 spielte ich für den MLV Einheit, wo ich Jahr für Jahr meine Leistungen steigern konnte. Allerdings musste ich in dieser Zeit auch schwere Rückschläge einstecken: Drei Knieoperationen – immer verbunden mit dem Gedanken: Werde ich nach dem Eingriff wieder so fit, dass ich dem Sport treu bleiben kann? Meine Antwort bekam ich in der Reha, auch wenn ich immer Blut und Wasser schwitzen musste. Fußball ist meine Leidenschaft, und der Teamspirit gab mir stets die nötige Kraft dafür, alles durchzustehen.

Neue Dimensionen

In der Zeit von 2015 bis 2017 spielte ich das erste Mal auf dem Großfeld, was zunächst  eine riesige Umstellung war. In einer ganz anderen Dimension ist das Spielfeld größer, genau wie das Tor, und spielerisch ist das eine ganz neue Qualität. Auch das Training ist anspruchsvoller: Zweimal pro Woche trifft sich die Mannschaft, zusätzlich gibt es wöchentlich ein Torwarttraining.  Zuerst spielte ich bei der ersten Mannschaft in mehreren Testspielen. Allerdings wurde schnell klar, dass es bei mir für die erste Mannschaft nicht reichte. Also wechselte ich in die zweite Mannschaft. Dort hatte ich auch die realistische Möglichkeit, Spiele in der Liga zu bestreiten. Leider machte mir meine Erkrankung einen Strich durch die Rechnung: In zwei Jahren kam ich nur auf zwei Einsätze. So ging ich zurück in den Kleinfeldfußball, wo nur einmal pro Woche trainiert wird.  Das war im Januar 2017, und ich kam zum Katholischen SC Blau-Weiß 90. Der Ausflug auf das Großfeld war am Ende aber nicht nur spannend, sondern machte mich auch zu einem besseren Torhüter. Als Verein erlebten wir Höhen und Tiefen, wir stiegen zweimal ab und einmal auf.

Problem: Schiri­Mangel

Eines fiel mir in meiner Fußballerlaufbahn immer wieder auf: Es war oft Glückssache, ob ein Schiedsrichter für das Spiel gestellt werden konnte. Denn im Fußball gibt es mittlerweile einen erheblichen Mangel an Schiedsrichtern. Zwar ist jeder Fußballverein dazu verpflichtet, Schiedsrichter zu stellen, aber in meinem Verein gab es keinen – wir mussten daher sogar eine Strafe an den Verband zahlen. Daher entschloss ich mich, gemeinsam mit Teamkollegen eine Schiedsrichterausbildung in Angriff zu nehmen. Der sechswöchige Lehrgang startete im August 2018. Dabei stand auch ein sportlicher Leistungstest an: 1.300 Meter musste ich in höchstens sechs Minuten absolvieren. Ich hatte keine Ahnung, ob ich die Strecke überhaupt schaffen würde – aber an diesem Tag bin ich über mich hinausgewachsen. Ich konnte sogar eine weitere Distanz abliefern: insgesamt 2.100 Meter!

Pauken für die Prüfung

Es folgten Theorieabende und viel Material zum Selbststudium, mit dem ich mich auf die Prüfung vorbereiten konnte. Außerdem gab es praktische Einheiten: Ich lernte, Abseits zu erkennen, und, wie ich die Fahne in verschiedenen Situationen richtig halte. Im zweiten Anlauf schaffte ich die Prüfung und erhielt meinen Schiedsrichterausweis. Der berechtigt mich übrigens dazu, Spiele von der 1. Bundesliga bis zur Kreisklasse kostenlos im Stadion zu verfolgen. Im November vergangenen Jahres hatte ich meine erste Ansetzung als Linienrichter. Leider konnte ich in diesem Jahr nicht mehr aufs Feld, weil ich einen Rheumaschub hatte. Zu diesem Zeitpunkt war auch nicht absehbar, wie lange der Zustand anhält, sodass ich im März 2019 schließlich von meinem Schiedsrichteramt zurücktrat. Dennoch bin ich stolz – zunächst hielt ich es nicht mal für möglich, die Prüfung zu schaffen. Leider habe ich mittlerweile Arthrose in den Knien, weshalb ich den Fußball komplett aufgeben musste. Es war nicht einfach, das zu akzeptieren. Aber Gesundheit geht nun einmal vor. Heute sieht man mich nur noch als Zuschauer an der Seite. Oft „juckt“ es in den Füßen, aber letztendlich hat die Vernunft gesiegt. Trotzdem finde ich, dass man immer an sich glauben sollte und das Unmögliche möglich machen sollte.

GORDON, Jahrgang 1988, stammt aus Magdeburg und ist in seinem zweiten Lebensjahr erkrankt. Er hat juvenile idiopathische Arthritis und Psoriasis-Arthritis.