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"Handschuh on Tour"

Frau Plümmer, Dozentin im Interdisziplinären Masterstudiengang: Barrierefreie Systeme ( BaSys) – Planen und Bauen,  FH FFM, berichtet von Ihrem Workshop beim Alumni- und Stipendiatentag 2014 der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main im Schullandheim Wegscheide / Bad Orb

Ein langer, ungewöhnlich gedeckter Tisch erwartete die 16 Teilnehmer des Workshops. Zur einen Hälfte war der Tisch festlich, dezent gedeckt, weiße Tischdecke, weißes Geschirr mit grau/goldenem  Rand, weißen Servietten, Platten und Schüsseln aus Glas oder glänzendem Alu. Auf der anderen Hälfte standen weiße Teller auf einer kräftig roten Tischdecke. Es gab farbige Tassen, Servietten, eine farbige Kaffeekanne, Milch- und Zuckerdose, Besteck mit gelben Griffen. Als Sitzgelegenheit standen Stühle, unterschiedliche Rollstühle und ein Rollator bereit.  Entlang der Wände waren weitere Tische aufgestellt, auf denen verschiedene Hilfsmittel, wie unterschiedliche Blindenstöcke,  Krücken,  eine Beinschiene, ein Brillenset mit unterschiedlichen Sehstärken und simulierten Seheinschränkungen, ein Kopfhörer, Ohrenstöpsel, ein Paar Handschuhe mit eingeschränktem Tastgefühl und ein Paar Rheuma-Handschuhe, auslagen. Auf einem Stuhl lagen die Einzelteile eines Simulationsanzuges, der individuell anpassbar verschiedene körperliche Einschränkungen spürbar macht.

Nach einem interessanten theoretischen Input zu den Themen: Demographischer Wandel, Barrierefreiheit, Inklusion, Teilhabe und altersunabhängiger Einschränkungen, starteten die Teilnehmerinnen in die Sensibilisierungsphase.

Alle Hilfsmittel wurden individuell angepasst, erläutert und konnten dann längere Zeit ausgetestet werden. Es gab verschiedene Aufgaben. Mit Rollstuhl, Rollator und Gehhilfen wurden zum einen der Außenraum und die Zugänglichkeit zu den anderen Jugendherbergshäuser und den Freizeitanlagen und zum anderen die Benutzbarkeit der  Innenräume des Seminargebäudes getestet.

Jeweils eine Gruppe „frühstückte“ am einheitlich weiß gedeckten und eine am kontrastreich farbig gedeckten Tisch, um zu ermitteln, ob das einen Einfluss auf die jeweilige Seheinschränkung hat, die die gerade genutzte Brille simuliert. Besonders begehrt waren der Simulationsanzug und der Rheumahandschuh. Im Stehen, im Gehen, im Sitzen und Laufen eingeschränkt zu sein, war für viele ein neues Erlebnis. Ungewohnte Körperhaltung, Unbeweglichkeit und langsames Fortkommen. Der Handschuh ermutigte die TeilnehmerInnen, Dinge aus zu probieren und Erfahrungen zu sammeln. Tupperdosen sind unpraktisch, Henkel sind bei vielen Sachen zu klein.  Der Klingelknopf kann nicht gedrückt werden, man hat kaum Gefühl und alles wirkt schnell grobmotorisch. Auch wenn nicht unbedingt für feinmotorisches vorgesehen, haben einige versucht mit dem Rheuma-Handschuh einen Stift zu halten und etwas zu schreiben. „Das ist ja eine Qual, Hilfe!!“

Eine Teilnehmerin ließ sich komplett auf das Gehen mit verschiedenen Blindenstöcken ein. Mit absolut blickdichter Augenbinde ertastete sie sich in Begleitung durch Haus und Außenraum.  Ein anderes Verhältnis zu Entfernungen wurde wahrgenommen und die anderen Sinne geschärft.

Sich von der Umwelt ausgeschlossen fühlen, weil man die Worte um einen herum nicht hört, verunsichert. Die Angst Gefahren  zu spät zu erkennen, wurde als anstrengend empfunden. Automatisch schärfen sich die anderen Sinne, und unbewusst schaut man auf die Lippen des Gesprächspartners um das Gesprochene ablesen zu können.

In einer Abschlussrunde wurden die Erfahrungen sehr klar formuliert.  Einstimmig positiv empfanden alle den Perspektivwechsel, die Möglichkeit sich aus einer bisher nicht gekannten Sicht  in die Situation von Betroffenen reindenken/ fühlen  zu können. Die eigene Erfahrung / Sinneserfahrung sensibilisiert  einerseits für eine Auseinandersetzung mit dem Thema: Behinderungen und Einschränkungen und andererseits änderte sich die Sicht auf die Umwelt, in der nun viele der möglichen Barrieren erkannt werden.

Besonders interessant zu hören war, dass die Aktionen helfen, die Scheu vor dem Unbekannten zu überwinden. Dass es jetzt einen Anknüpfungspunkt gebe mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Auch wurde Mitleidsempfinden oder Helfersyndrom sinn- oder körperlichen eingeschränkten Menschen gegenüber in Frage gestellt und ein gegenseitiges Verständnis eingefordert:
von dem der helfen will ohne zu fragen und dem der gutgemeinte Hilfe vielleicht zu schnell ablehnt.

Die TeilnehmerInnen sprachen von Erkenntnisgewinn über die Themen: Barrieren, Barrierefreiheit und Inklusion. Sie entdeckten die zeitgenössische Relevanz des Themas, die Gestaltungsmöglichkeiten einer Umwelt zum Komfort  für Alle und das Potential für Innovationen und zukunftsweisende Studien- und Berufsfelder.

Beispielhaft dafür steht der in Deutschland einmalige, interdisziplinäre  Masterstudiengang „Barrierefreie Systeme  M.Sc“ (BaSys), der mit seinen drei  beteiligten Fachdisziplinen: Architektur, Informatik / Ingenieurwissenschaften, Soziale Arbeit und Gesundheit seit 2005 fächerübergreifende, innovative  Studien-und Forschungsprojekte entwickelt. Mehr unter: www.fh-basys.de

Das sagen andere zur Aktion

Großes Lob

Sarah:
"Wirklich super! Ich werde auch häufig gefragt, wieso ich "schon wieder" absage. Oder wie sich das anfühlt Rheuma zu haben. Manchmal fühle ich mich schon so, mich rechtfertigen zu müssen. Das nervt ordentlich und ist ja auch eigentlich total Quatsch. Deswegen find ich es umso wichtiger, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren und aufzuklären. Deswegen - super Projekt!" 

Patricia:
„ich kann auch nur sagen, dass es ein super projekt ist..ich war in berlin bei der durchführung dabei und ne freundin wollte mich begleiten um zu erfahren wie sich rheuma anfühlt...sie war geschockt, aber konnte das erste mal mitfühlen."

Simone:
"Echt toll, hab Tränen in den Augen, berührt mich!"

Fragen und Anregungen

Ihr seid gefragt!

Habt ihr Lust, auch so eine Aktion durchzuführen? Braucht Ihr Materialien? Oder habt Ihr Verbesserungsvorschläge, Wünsche? Wir freuen uns drauf und sind gespannt auf euer Feedback!

Ansprechpartnerin: Monika Mayer