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„Bleibt stark und gebt nicht auf!“

Eine rheumatische Erkrankung im Kindesalter verändert die Kindheit und das ganze Leben. Trotzdem kann man seine Träume verwirklichen. Das zeigt die Geschichte von Michelle Bowers.

Als mein Rheuma ausbrach, war es zunächst sehr schwierig. Wir lebten zu dieser Zeit in den USA. Ich war anderthalb Jahre alt. Die Ärzte im Kinderkrankenhaus in Atlanta konnten erst mal nicht herausfinden, was genau mit mir los war. Schließlich ist es für die meisten Menschen undenkbar, dass ein so kleines Kind Rheuma haben kann. Wie das halt so mit Ärzten ist, wurden unzählige Tests und Versuche gemacht. Nichts half. Da es immer schlimmer wurde, mussten die Ärzte mich in ein künstliches Koma versetzen: Mein Fieber stieg auf 42°C – ich hätte erhebliche Schäden davontragen können. Die Ärzte bemühten sich weiter, herauszufinden, was ich hatte. Meine arme Mama ist durch die Hölle gegangen!

Während ich im künstlichen Koma lag, kam ein Assistenzarzt auf die Idee, mich auf Rheuma zu testen. Und siehe da – das kleine Kind hatte tatsächlich Rheuma! Ab da an ging alles relativ schnell: Jeder wusste, was Sache war, und ich wurde medikamentös eingestellt. Von da an ging es mir wesentlich besser. Nach 17 Tagen bin ich aus dem Koma wieder auf - gewacht. Die Einstellung der Medikamente dauerte leider etwas länger, da erst mal nichts richtig anschlug. Alle, die eine rheumatische Erkrankung haben, wissen, wie irre lange so eine Einstellung dauern kann. Da findet man ein Medikament – und reagiert allergisch darauf. Da findet man ein anderes, besseres Präparat und zack, es schlägt nicht an, und so weiter! Es hat schon eine Weile gedauert. Nach der richtigen Einstellung und gefühlt 50.000 Tabletten später, hatten wir endlich genau das Medikament gefunden, was mir half und auf das ich nicht allergisch reagierte.

Viele Dinge, die andere Kinder taten, konnte ich nicht machen. Wie gerne wäre ich mal Ski gefahren oder wäre einfach mal im Winter in ein Hallenbad oder hätte einfach mal Sport gemacht, ohne Schmerzen. Ging halt leider nicht: Sobald ich im Winter schwimmen gegangen bin, hatte ich – schwupps – den nächsten Schub.

Habe ich zu viel Sport im Unterricht gemacht, zack, hat sich der nächste Schub angekündigt. Von Erkältungen und Grippen will ich hier gar nicht schreiben, sonst brauche ich ein ganzes Buch! Im Alter von 15 Jahren durfte ich die Tabletten langsam absetzen. Das war die schönste Nachricht, die die Ärzte mir geben konnten. Da es langsam gehen musste, habe ich Tag für Tag mehr Schmerzen erlitten. Diese klangen langsam, aber sicher ab.

Ich fühlte mich schlecht und hatte zunächst eine Menge Schwierigkeiten. In der Schule war es auch nicht einfach. Ich wurde von Schülern, aber auch von Lehrern gemobbt, was das Ganze noch viel schlimmer machte. Aber hey – ich bin stark geblieben und habe allen gezeigt, was ich, trotz Rheuma, tun kann. Ich bin stark geblieben und habe den Schmerzen den Kampf angesagt. Ich habe angefangen, Sport zu treiben, was anfangs sehr schmerzhaft und schwer war. Ich habe die Zähne zusammengebissen und einfach weitergekämpft. Das war das Beste, was ich je hätte machen können! Die Schmerzen wurden weniger, meine Beweglichkeit besser, und ich wurde stärker! Ich hatte viel Unterstützung von meiner Familie. Ohne die hätte ich es nämlich nicht geschafft, diese ganzen Schübe zu überstehen. Es zu überstehen, im Rollstuhl zu sitzen. Und wieder da raus zu kommen. Ich bin ihnen so unglaublich dankbar für alles! Jetzt bin ich 23 Jahre alt, habe zwar immer noch einige Schübe, aber nicht mehr annähernd so stark wie früher. Klar ist es hin und wieder mal so, dass es so schlimm ist, dass ich alleine nicht mehr aus dem Bett komme, geschweige denn alleine auf Toilette kann. Aber ich habe mich damit abgefunden. Was anderes bleibt mir ja nicht übrig!

Ich arbeite jetzt sogar in einem Altenheim und mache die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft. Dieser Job tut mir unheimlich gut. Wegen des Rheumas haben mir ganz viele Menschen davon abgeraten. Aber Sprüche wie „Das wirst du nicht schaffen!“ oder „Oh Gott das wirst du mit den Schmerzen nicht hinkriegen!“ lassen mich kalt. Es tut mir einfach gut. Ich weiß genau, wie und was ich zu tun habe, um Schmerzen zu vermeiden. Ein wichtiger Bestandteil ist es, gelenkschonend zu arbeiten. Ich bin der Meinung, dass man auch mit Rheuma alles schaffen kann, was man nur will, und nicht aufgeben sollte. Mit der Unterstützung von Freunden und der Familie klappt das wunderbar. Da kann man sogar in einem Altenheim arbeiten und keine Probleme damit haben! Ich wünsche allen, die Rheuma haben, viel Kraft! Gebt nicht auf!

Michelle Bowers, 23, hat juvenile idiopathische Arthritis und das Still-Syndrom. Sie lebt in der Nähe von Bamberg.