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Wo ist unser Nachwuchs?

Das diesjährige Bundesjugendtreffen in Erlangen stand unter keinem guten Stern: zu wenige Anmeldungen, krankheitsbedingte Absagen und vor Ort ein Unwetter, das die Anreisenden beinahe weggeschwemmt hätte.

Text: JEANINE AHRENSDORF

Doch man wächst bekanntermaßen mit seinen Aufgaben: So wurden Teile des Programms kurzfristig als Hybridveranstaltung umgesetzt, ein Livestream auf Facebook wurde eingerichtet und auch das Unwetter zog schließlich weiter. Am Freitagabend des 24. Juni ging es los. Passend zum Thema „Online-Formate & Networking im Ehrenamt: Digitale Möglichkeiten in der Selbsthilfe“ beschäftigten wir uns als Erstes mit dem Sketchnotes-Tool. Darunter versteht man visuelle Notizen, in die man auch kleine Symbole oder Grafiken einbinden kann.

Werbung fürs Ehrenamt

Mit der Kommunikationsberaterin Dr. Julia Schönborn als Referentin begann am Samstag die Arbeit. Zunächst warfen wir dazu einen Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Angebote für junge Menschen mit Rheuma. Schnell wurde dabei klar: Einiges funktioniert schon gut. Viele Angebote für die Altersgruppe der jungen Rheumatiker konnten bereits geschaffen werden und ermöglichen den Austausch junger Betroffener über die Grenzen der Arbeitsgemeinschaften vor Ort hinweg. Aber vieles geht noch besser. Ein aktuelles Problem kam dabei wiederholt zur Sprache: Es fehlt der ehrenamtliche Nachwuchs. Für einen ehrenamtsgetragenen Verein wie den unseren hat das langfristig fatale Folgen. Die Leitfrage des Wochenendes lautete deshalb: „Wie begeistern wir mehr junge Menschen mit Rheuma für ein Ehrenamt?“

In einem nächsten Schritt ging es dabei um die Nutzung digitaler Möglichkeiten. Die Covid-19-Pandemie hat auch uns unvorbereitet in eine Welt voller Videoanrufe und -konferenzen geworfen. Aber wie funktioniert eigentlich eine gute Onlineveranstaltung? Wenn es hierauf vielleicht auch keine Antwort mit absoluter Erfolgsgarantie gibt, so können doch bereits kleine Tricks helfen: Gute, auch technische, Vorbereitung, klare Spielregeln für alle Beteiligten oder auch aktive Pausen mit den Teilnehmenden sind nur einige Beispiele.

Kreatives Brainstorming

Am Nachmittag war die Aufgabe kreativ: Werbeaktionen ausdenken! Von Kinotrailern über Freigetränke für Mitglieder bis zum Werbelogo auf dem Mond – wir ließen unserer Fantasie freien Lauf. Dabei fiel auf, dass einige Vorschläge zwar aufwendig, aber keinesfalls unrealistisch waren. Vielleicht seht ihr uns also demnächst auf der Kinoleinwand.

Kreativ blieb es auch mit den nächsten Referenten – Lukas Sturm und Nadine Koch von der World Citizen School. Diese führten uns per Zoom in die Arbeit mit dem Onlinetool Mural ein, einer digitalen Pinnwand. Wir nutzten das Programm gleich, um zu sammeln, was ein Ehrenamt attraktiv macht – und abschreckende No Gos. Als eindeutige Must-haves kristallisierten sich dabei die Aspekte Wertschätzung, die eigene Motivation beziehungsweise Identifikation mit der Aufgabe und eine klare Unterstützungsstruktur heraus. Ebenso wichtig: die Bereitstellung technischer Ausstattung, eine klare Definition der Tätigkeit,
eine regelmäßige gemeinsame Evaluation, die Anpassung der Aufgaben je nach den individuellen Stärken, die Unterstützung der Vernetzung von Ehrenamtlichen über die Landesgrenzen hinaus und hin und wieder mal ein einfacher Dank für das Engagement.

Live auf Facebook

Am Sonntagmorgen betraten wir neue Gefilde: Unsere Diskussionsrunde zum Thema „Junges Ehrenamt – Wie geht’s weiter?“ konnte live auf Facebook verfolgt werden. Gemeinsam mit Gerlinde Bendzuck, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes, besprachen wir unsere Arbeitsergebnisse vom Vortag, die Vor- und Nachteile hybrider Angebote und unsere Wünsche zur Verbesserung der Situation für (junge) Ehrenamtliche. Dabei wurden zahlreiche nützliche und einfach umsetzbare Lösungsansätze diskutiert. Dabei wünschen wir uns vor allem die bessere Vernetzung von (jungen) Betroffenen über die Arbeitsgemeinschaften und Landesverbände hinaus, etwa durch Onlineangebote.

Abschied mit Schmetterlingen

Den Abschluss des diesjährigen Treffens bildete ein Abschied: Sabine Schanze, 1. Vorsitzende der Lupus Erythematodes Selbsthilfe und langjähriges, engagiertes Mitglied im Ausschuss der jungen Rheumatiker trat von ihrer Position im Ausschuss zurück. Wie sehr wir ihren Input und ihre Unterstützung vermissen werden, zeigte sich ganz besonders daran, dass sich zahlreiche Ehrenamtliche aus dem Kreis der jungen Rheumatiker extra online dazuschalteten, um Sabine gebührend zu verabschieden. Wir bedanken uns sehr herzlich bei ihr.

Fazit: Trotz anfänglicher Unwegsamkeiten war das Wochenende ein voller Erfolg. Viele Fragen konnten beantwortet, neue Techniken erlernt und wichtige Schritte für die Zukunft aufgezeigt werden. Immer wieder erwies sich dabei die Ausweitung unseres Netzwerkes als essenziell. Das Wochenende wurde ermöglicht durch die Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch die Pfizer GmbH und die Mylan Germany GmbH (A Viatris Company).

JEANINE AHRENSDORF
Die 27-jährige Jeanine Ahrensdorf ist Mitglied im Ausschuss junger Rheumatiker und lebt in Berlin.