Zusammenhang chronische Erkrankung und psychische Belastung
Auch wenn Du es nicht glaubst, aber chronische Erkrankungen, wie z. B. Deine rheumatische Erkrankung, und psychische Belastungen hängen oft zusammen.
Chronisch krank bedeutet, dass jemand über einen langen Zeitraum oder sogar sein ganzes Leben lang mit gesundheitlichen Problemen leben muss. Das ist nicht nur bei Rheuma, sondern z.B. auch bei Asthma oder Diabetes so. Und das kann ganz schön anstrengend sein, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.
Wusstest Du, dass:
- …ungefähr 30–50% der Menschen mit einer chronischen Erkrankung irgendwann in ihrem Leben an einer Depression oder Angststörung erkranken?
- …das Risiko, eine psychische Erkrankung zu entwickeln, bei Jugendlichen mit einer chronischen Erkrankung etwa 2-3x höher liegt als bei Gleichaltrigen ohne chronische Erkrankung?
- …etwa 20% der Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung unter einer depressiven und etwa 13-17% unter einer Angststörung leiden?
Mit Deiner chronischen Erkrankung ist vieles anders als bei anderen Menschen:
Du bist wahrscheinlich öfters beim Arzt oder im Krankenhaus.
Du gehst zur Physiotherapie oder anderen Behandlungen.
Du nimmst Medikamente ein oder musst DDir Spritzen/Pens setzen.
Du hast vielleicht Nebenwirkungen von Deiner Behandlung.
Du hast Schmerzen oder andere Einschränkungen.
Du bist manchmal schlapp und müde, kannst Dich nicht gut konzentrieren.
Du musst häufiger eine Verabredung oder einen Termin absagen, weil es DDir nicht gut geht.
Du kannst nicht alles so machen wie Deine Freundinnen und Freunde.
Du fühlst Dich „anders“ als die anderen.
Du bist öfters mal traurig oder deprimiert wegen dem Ganzen.
All das kann ganz schön belastend und stressig sein!
Dein Gehirn verarbeitet alle Erfahrungen, die Du in Deinem Leben machst, und natürlich auch Deine Gedanken dazu. Und das passiert ganz automatisch und meist ganz unbewusst, egal ob Du willst oder nicht. Wenn Deine Krankheit viel Raum in deinem Leben einnimmt, können dadurch Gefühle wie z. B. Frust, Wut, Hilflosigkeit oder Trauer entstehen. Kennst Du das auch, dass Du Dir Sorgen um Deine Zukunft machst oder sogar Angst hast, was Dir alles noch passieren könnte? „Was passiert, wenn meine Krankheit schlimmer wird?“, „Kann ich meine Wünsche und Ziele trotz meines Rheumas erreichen?“. Solche Gedanken können stressen und in manchen Fällen sogar zu psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder Angststörung führen. Müssen sie aber nicht!
Kennst Du bestimmt auch… wenn Du Dich psychisch schlecht fühlst, kann das auch Deine Krankheit verschlimmern und Schmerzen können z. B. intensiver sein. Umgekehrt kann natürlich auch Deine Krankheit Deine Psyche belasten und so zu mehr Stress führen. Und dieser Stress ist schlecht für Deinen Körper, aber da sage ich Dir bestimmt nichts Neues.
Jetzt fragst Du Dich bestimmt, wie Du damit noch besser umgehen kannst?
Erstmal gibt es viele Wege, um besser mit Belastungen umzugehen, hier einige Ideen für Dich:
- Das Wichtigste ist sicherlich, dass Du nicht alles allein durchstehen musst! Mit jemandem reden – egal ob mit Deiner Familie, Freundinnen und Freunden, anderen Betroffenen oder einer Psychologin/einem Psychologen oder einer Psychotherapeuin/einem Psychotherapeuten – kann sehr hilfreich sein.
- Angebote der Rheuma-Liga, die die Möglichkeit bieten, sich mit anderen jungen Betroffenen - die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie Du - auszutauschen. Denn Du weißt ja: Zusammen ist man weniger allein!
- Was ist Dein Hobby? Was machst Du gerne in deiner Freizeit? Hast Du etwas, wofür Du brennst? Egal, ob Sport, Musik, ein Verein, was Kreatives oder anderes, hilft, Stress abzubauen und deine Gedanken in eine positive Richtung zu lenken.
- Chronische Erkrankungen sind schwer, aber sie definieren nicht, wer Du bist! Du bist viel mehr als deine Krankheit! Indem Du lernst, gut für deinen Körper und deine Seele zu sorgen, kannst Du trotz der vielen Herausforderungen ein erfülltes Leben führen.
- Das ist erstmal okay, dass Du das so empfindest. Aber weißt Du, psychische Gesundheit, ähnlich wie körperliche Gesundheit, hat sehr viele Facetten. Es muss nicht immer eine „richtige“ Diagnose sein, damit es sich schwer anfühlt.
- Psychische Probleme beginnen nicht mit einer Diagnose. Eine psychische Erkrankung ist nicht schwarz oder weiß, sondern es gibt auch hier ganz viele „Grautöne“. Du musst keine „richtige“ Krankheit haben, um Unterstützung zu bekommen, denn auch sich belastet, traurig oder überfordert fühlen, solltest Du erstmal ernst und wichtig nehmen und nicht einfach abtun. Wenn Dich etwas bedrückt, darfst Du darüber sprechen, auch wenn es Dir vielleicht nicht so groß vorkommt!
- Wenn Du Dir über Deine Psyche Gedanken machst, zeigt das erstmal wie reflektiert Du bist. Es geht nicht darum, ob es „richtig“ oder „falsch“ ist, sondern darum, wie Du dich fühlst und was Dir helfen könnte.
- Manchmal hilft es auch, einfach mal mit jemandem zu sprechen, auch wenn Du denkst, dein Problem ist „gar nicht groß genug“.
- Eine Psychologin/ein Psychologe, eine Psychotherapeutin/ein Psychotherapeut sind darin ausgebildet mit Dir zusammen zu gucken, ob das, was Dich belastet, die Kriterien einer psychischen Erkrankung erfüllt oder nicht und einer Behandlung bedarf. Genau wie bei Deiner rheumatischen Erkrankung oder hast Du die Diagnose ganz allein gestellt?
- Vielleicht bestätigt Dir eine Psychologin/ein Psychologe, eine Psychotherapeutin/ein Psychotherapeut auch nur, dass alles okay ist, Du alles richtig machst und Deine Gedanken völlig normal sind. Was vielleicht auch ein tolles Gefühl sein kann und für Erleichterung sorgen kann.
- Auch wenn Du nicht alle Kriterien für eine psychische Erkrankung erfüllst, kann eine Psychologin/ein Psychologe, eine Psychotherapeutin/ein Psychotherapeut Dir helfen und ihr könnt gemeinsam überlegen, was Dir alles guttun und helfen kann, damit es Dir wieder besser geht.
- Und keine Angst, wenn eine Psychologin/ein Psychologe, eine Psychotherapeutin/ein Psychotherapeut Dir sagt, dass Du eine psychische Erkrankung hast, dann ist das nichts Schlimmes! Psychische Erkrankungen kann man nämlich echt gut behandeln.
Nochmal zusammengefasst:
Mach Dir klar, dass Deine Gedanken, Gefühle und Belastungen wichtig sind und nimm sie ernst. Wenn es Dir nicht gut geht, verdienst Du Unterstützung, egal, wie groß oder klein Dein Problem ist.
Jetzt fragst Du dich sicher, wohin Du dich wenden kannst?