Ich teste aus, was ich vertrage
Mit 16 Jahren reagierte ich negativ auf Nahrungsmittel. Bis heute dreht sich bei mir alles um die richtige Ernährung – so langsam mit Erfolg.
Ich bin Patricia, 30 Jahre jung und nehme euch jetzt auf meine Reise der Unverträglichkeiten mit. Die Tour begann 2004, zwei Jahre bevor mein Rheuma diagnostiziert wurde. Alles fing mit starken Bauchschmerzen an, und ich hatte immer häufiger Durchfall. In der Schule hörte ich auf zu essen, weil ich nichts mehr vertragen habe. 2005 hatte ich meine erste Magen-Darm-Spiegelung – ohne hilfreiches Ergebnis. Auch beim Fruktose- und Laktosetest fanden die Ärzte nichts heraus. Das jedenfalls dachte ich zum damaligen Zeitpunkt, dazu aber später mehr.
Immer mehr Beschwerden
Ich ging nun selbst auf die Suche und führte ganz strukturiert ein Nahrungsaufnahme-Tagebuch. Schnell stellte ich fest, dass ich auf Weizen reagiere: Mir wurde warm, ich schwitzte, wurde rot im Gesicht. Hinzu kamen starke Koliken. Erst wenn der Darm komplett leer war, war Ruhe. Das erzählte ich meinem Hausarzt, bei dem ich auf offene Ohren stieß. Er schickte mich zur Ernährungsberaterin der Krankenkasse. Doch deren Ohren waren für meine Erfahrungen taub. Es gäbe keine Weizenunverträglichkeit, nur eine gegen Gluten, also Zöliakie, meinte sie. Inzwischen traten neben den Beschwerden zusätzlich gravierende Gewichtsprobleme auf. Ich nahm unübersehbar zu, vertrug aber gleichzeitig immer weniger Nahrungsmittel. Nach meinem Tagesplan sollte ich rund 2.600 Kalorien zu mir nehmen, um wieder abzunehmen. Hauptsächlich Reiswaffeln und Haferflocken. Da ich eine kleine Naschkatze bin, fiel es mir richtig schwer, auf Süßes zu verzichten. Und: Ich fand erschreckenderweise heraus, dass mehr Lebensmittel, als von mir angenommen, eine Art von Weizen enthalten. Daraufhin schrieb ich viele Firmen an und bat um eine Zutatenliste ihrer Lebensmittel. Diese bekam ich recht zügig per Post zugeschickt. Die Liste, was ich weglassen musste, wurde länger.
Trotz eines strengen Diätplans ging es mir immer schlechter. 2007, also nach rund dreijährigem Leiden, suchte ich Rat bei einer Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Sie stellte mir viele Fragen, wollte auch das Ergebnis des Fruktosetests wissen. Das hatte ich mir aber nie aushändigen lassen, weil es damals hieß, das Ergebnis sei negativ. Doch die TCM-Ärztin bestand darauf. Also rief ich in der Praxis an und bat, mir das Ergebnis zu schicken. Ich riss den Brief auf – und traute meinen Augen nicht: In dem Brief stand, dass ich eine starke Fruktosemalabsorption habe, also keine oder nur sehr, sehr wenig Fruktose vertrage. Damit fing mein Unglück erst so richtig an: zu meinen Rheuma-Tabletten kein bisschen Obst und Gemüse mehr. Ihr denkt wahrscheinlich, dass ich jetzt übertreibe? Schön wäre es. Ich habe auf die geringste Menge Fruktose verzichten müssen. Kein Obst und Gemüse, nichts mit Haushalts zucker, kein chemischer Süßstoff. Kurzum, Reis, Fisch und Fleisch, Haferflocken mit Buchweizen und Traubenzucker waren angesagt. Kartoffeln musste ich über Nacht in Wasser stehen lassen und gekocht mit viel Traubenzucker zu mir nehmen. Kein schönes Leben.
Die TCM-Ärztin setzte noch eins drauf und stellte durch Auspendeln fest, dass ich keine Milchprodukte, Roggen und Mais zu mir nehmen darf. Deshalb konnte ich unterwegs kaum noch etwas essen. Ich hatte immer Reiswaffeln in der Tasche – und ich wurde erfinderisch. Es gab Pizza mit Schmand statt Tomatenmark oder Milchreis mit Traubenzucker gekocht. Brot, Brötchen und Kuchen bereitete ich für mich passend zu. Trotz der Essensregeln nahm ich fast 25 Kilo zu. Ich baute immer mehr ab. Die Ärzte machten sich große Sorgen um mich, da ich weder Mineralien noch Vitamine speichern konnte. Wir beantragten eine Kur auf Naturheilkundebasis, die prompt abgelehnt wurde.
Endlich wieder Zucchini
Eine gute Freundin empfahl mir ein Krankenhaus mit einer Naturheilkundestation. Dort bekam ich 2009 recht schnell einen Platz, und zwar in den Sommerferien, da ich noch Schülerin war. Die Krankenhaus-ärztin sah mich an und sagte: „Dich kleines Küken bringe ich ins Leben zurück!“ Niemals hätte ich geglaubt, was dann passierte: Fünf Tage mit Tee und Wasser, die letzten zwei Tage gemischt mit Gemüsesaft und Wasser – mit dem Fasten fing ein neues Leben für mich an. Es war eine Geschmacks-explosion für mich, als ich den ersten Löffel Saft zu mir nahm, und ich habe wirklich gezittert. Nach den Fasten- kamen die Aufbautage. Zuerst bekam ich eine Zucchini, die war einfach lecker. Nach und nach testeten wir mich und meine Unverträglichkeiten aus.
Was soll ich sagen? Meine Fruktosemalabsorption war verschwunden, dafür hatte ich jetzt eine kleine Histaminunverträglichkeit und vertrug keinen Weizen. Ich testete weiter, um zu sehen, was das für mich im Alltag bedeutet. Das hat sich gelohnt. Über die Jahre verging meine Histaminunverträglichkeit, nur der Weizen ist unverdaulich geblieben. Was bin ich für ein Glückskind! Es gibt inzwischen viele Bäcker, die weizenfreie Brötchen anbieten. Und da ich auch Dinkel super vertrage, komme ich recht gut klar. Wenn ich mit der Rheuma-Liga unterwegs bin, habe ich sicherheitshalber etwas Essbares dabei. Sind wir übers Wochenende in einem Hotel, ist es oft amüsant, zu beobachten, ob es mit dem Essen für mich funktioniert. Viele Hotels bemühen sich wirklich. Nur mit weizenfreien Snacks habe ich nie Glück. Aber da gibt es als Alternative oft Obst, das ich nun wieder vertrage. Heute, 14 Jahre nach dem Beginn meiner Unverträglichkeiten, komme ich gut zurecht. Dazu trägt auch etwas bei, das ich erst vor Kurzem entdeckt habe: Ich nehme jetzt Bioaktivstoffe zu mir, darunter Vitamine und Pflanzenstoffe, die meinem Körper in allen Bereichen das geben, was er benötigt, um sich selbst zu regenerieren. Wer weiß, vielleicht ist meine Weizenunverträglichkeit auch bald verschwunden: Ein wenig kann ich schon ohne Beschwerden essen!