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RheumaPhone-Schulung: Aktion, Aufklärung und klare Ansagen

| Aktuelles

Bei der RheumaPhone-Schulung stand eine Aktion zur Sichtbarmachung von rheumatischen Erkrankungen im Fokus – und die Fortbildung der Ehrenamtlichen.

Was als kreative Idee im Strategieworkshop begann, wurde zu einer eindrucksvollen Aktion im öffentlichen Raum: Mit provokanten Sprüchen machten Ehrenamtliche auf die oft unsichtbare Belastung durch Rheuma aufmerksam. Ob mit Pappschildern oder bunten Schriftzügen vor dem Hoteleingang: Die Aktion rheumaichzeigsdir schuf Sichtbarkeit für eine Erkrankung, die auch viele junge Menschen betrifft. Die begleitende Website www.rheuma-ichzeigsdir.de bündelt Geschichten und Hintergründe. Besonders auf Instagram und Facebook war die Resonanz stark, viele zeigten sich von dem Thema berührt.

Herausforderung Alltag

Die Rückmeldungen zur Aktion waren emotional und eindrucksvoll. Viele Betroffene nutzten den Hashtag #rheumaichzeigsdir, um ihre Erfahrungen zu teilen:

  • Katrin (40) verpasste die ersten Schritte ihres Kindes und dessen ersten Kindergartentag.
  • Ein Junge (12) schrieb: „Weil meine Knie entzündet sind, kann ich nicht zur Geburtstagsfeier meines besten Freundes ins Jumphouse.“

Auch in den Kommentaren zeigte sich die emotionale Wucht der Krankheit:

  • „Ich habe mein Kind auf dem Boden gewickelt, weil ich Angst hatte, es nicht sicher halten zu können.“
  • „Man fühlt sich wie eine Rabenmutter – selbst Umarmungen sind manchmal zu viel.“
  • „Heute war selbst das Tablet zu schwer.“
  • „Ich möchte so gerne mit meinen Jungs einfach mal losrennen – aber ich komme nicht mehr hoch von der Wiese.“

Diese Aussagen machen deutlich: Rheuma ist nicht nur eine körperliche Erkrankung, sondern ein tiefgreifender Einschnitt ins Familienleben, in den Alltag, in das Selbstbild.

Eine Bewegung entsteht

Die Aktion traf einen Nerv. Viele neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter meldeten sich – darunter auch Menschen, die bislang keinen Kontakt zur Rheuma-Liga hatten. „Ich freue mich besonders, dass auch Betroffene, die bisher nicht aktiv waren, Teil der Sprühaktion sein wollten“, sagt René Witt, der die Kampagne mitentwickelt hat.

Mehr als ein Hashtag

#rheumaichzeigsdir ist nicht nur ein Aufruf zur Sichtbarkeit – es ist ein Appell an Gesellschaft, Politik und Gesundheitssystem. Ein Appell, hinzusehen, zuzuhören, Verständnis zu zeigen. Denn hinter jeder betroffenen Person steht eine Geschichte – oft leise, oft verborgen, aber immer real.

Zuwachs im Team

Im Anschluss an die Aktion stand eine Schulung für die Ehrenamtlichen auf dem Programm. Dabei stellte Monika Mayer vom Bundesverband eine neue Malu-Puppe vor. Begeistert probierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt die verschiedenen Hüte der Puppe aus. Die große Malu-Puppe (60 Zentimeter) kann für Schulbesuche und Aufklärungsarbeit in der Bundesgeschäftsstelle ausgeliehen werden.

Besonders herzlich begrüßt wurde Vanessa Laenens, die sich neu dem Team anschließt. Ihr Motto: „Ich liebe das Thema Helfen – Helfen tut mir gut.“ Ihr Engagement und ihre Begeisterung sind ein wertvoller Gewinn für die Gruppe.

Beraterschulung zu Resilienz

Im Rahmen des Workshops nahmen die Beraterinnen und Berater des RheumaPhone an einer speziell konzipierten Schulung teil. Im Mittelpunkt stand ein Thema, das in der ehrenamtlichen Beratungspraxis immer wichtiger wird: „Wie steigere ich meine Resilienz?“ Für den Kontakt mit Betroffenen, die sich in belastenden Lebenssituationen befinden, ist emotionale Stabilität entscheidend. Die Schulung vermittelte praxisnahe Strategien zur Selbstfürsorge, zum Umgang mit herausfordernden Gesprächen und zur gesunden Abgrenzung – ohne dabei an Empathie zu verlieren. Die Teilnehmenden zeigten sich berührt und bestärkt. Die Atmosphäre war offen, ehrlich und reflektiert. 

Die Rolle von Cannabis Höhepunkt der Schulung war ein medizinischer Vortrag von Prof. Winfried Häuser über den Einsatz von Cannabis in der Rheumatherapie. Klar, differenziert und wissenschaftlich fundiert, zeigte er auf: Cannabis ist kein Wundermittel. Für rheumatoide Arthritis und Arthritis fehlen bislang Studien, die eine signifikante Schmerzlinderung belegen. Bei Fibromyalgie dagegen zeigen Studien teils positive Effekte – etwa eine Reduktion der Schmerzintensität von neun auf fünf auf der Mess-Skala. Dennoch: Cannabis wird nie als Mittel der ersten Wahl eingesetzt. Wer es dennoch einmal zur Schmerzlinderung ausprobieren möchte, sollte lieber zu Tropfen oder Tabletten greifen. Diese sind besser dosierbar, haben weniger Nebenwirkungen und ein geringeres Missbrauchsrisiko. Cannabisblüten sind dagegen umstritten.

Gute Vorbereitung nötig

Wer eine Behandlung mit medizinischem Cannabis in Erwägung zieht, sollte sich gut vorbereiten. Erste Ansprechpartner sind dabei Fachärztinnen und Fachärzte für Schmerztherapie, etwa in Schmerzzentren. Wichtig sind eine klare Diagnose, dokumentierte frühere Therapieversuche und Informationen zum bisherigen Verlauf. Ein offenes Gespräch über bisherige Schmerztherapien, Physiotherapie oder psychologische Unterstützung hilft Ärztinnen und Ärzten bei der Einschätzung. Allerdings verschreiben viele Medizinerinnen und Mediziner Cannabis nur sehr zögerlich aufgrund von politischen, rechtlichen oder medizinischen Gründen. Gerade bei jungen Menschen unter 25 Jahren ist die Hürde hoch, da das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist. Es gibt zwar Onlineportale, die damit werben, Rezepte für Cannabis auszustellen. Diese sind laut Prof. Winfried Häuser allerdings kritisch zu bewerten, denn dort erfolge oft nur eine Minimalberatung.

Fazit: Der Workshop kombinierte Kreativität, Aufklärung und neue Perspektiven auf Hilfe bei Rheuma. Und er zeigte: Sichtbarkeit, Austausch und fachliche Information sind eine starke Mischung im Kampf gegen den Schmerz. Die Umsetzung zur Aufkläraktion wird vom BKK Dachverband unterstützt.

Text: Natascha Schwenk, Mitglied der mobil-Redaktion